Atuan

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Atuan

Atuan

Ungelesener Beitrag von Atuan »

'Der Mond scheint in dieser Nacht wieder besonders hell' dachte sich Atuan und ließ seinen Blick umherschweifen. Rechts am Himmel leuchtete der Vollmond sanft durch einen leichten Nebelschleier. Soweit das Auge blickte war die ganze Gegend in ein erhabenes, ein nahezu majestätisches Licht getaucht.
Atuan blickte auf die Berge. "Endlich wieder zu Hause!" hörte er sich sagen. Er hatte es vermißt - das Tal, das über die letzten Jahre zu seiner Heimstätte geworden war. Wie all die Jahre zuvor hatte sich hier wenig verändert.
Die Ansicht der Hügelkette, die die Berge in ihrer Mitte freigaben, beeindruckte ihn immer wieder.
Wie eh und je stand seine Behausung als einziges Gebäude in dieser Gegend. Noch vor der letzten Schlacht hatte er es mit viel Schweiß und Gold ausgebaut. Mittlerweile bot es ein recht stattlichen Anblick. Die dunkelbraunen Fensterrahmen harmonierten mit den gelb-braunen Sandsteinen in einer wunderbaren Weise. Er hatte sich vorgenommen nach seiner Rückkehr die Tür aus dunkelbraunen Holzbrettern gegen eine massive Tür auszutauschen. Das Dach jedoch war eine Angelegenheit, die er sich noch immer nicht leisten konnte. Zwischen den grauen Dachziegeln lugten mittig und rechts oben schon wieder einige kleine Löcher hervor. Sein Sorgenkind, der Kamin, stand zu seiner Freude noch. Und auch dem Holzschober, der sich auf der linken Seite unter den Schutz des Hauses duckte, hatten die Stürme der letzten Tage nichts anhaben können.
Atuan ließ den Holzzaun los, auf den er sich die ganze Zeit gestützt hatte und schritt langsam auf den von Sandsteinblöcken eingefaßten Weg zu. Mit einer unendlichen Ruhe ging er auf sein Haus zu. Die glitschigen Rundungen des Kopfsteinflasters hatte ihn schon einmal schmerzlich darauf aufmerksam gemacht woher er es hatte. Damals hatte er sich die Steine nicht leisten können und war bei Nacht und Nebel in einen Lagerplatz eingebrochen und hatte sich an dem Steinhaufen in der dunkelsten Ecke des Platzes bedient.

Bero, sein Hund, rannte schon die ganze Zeit auf dem Gelände umher. Erst war er bei der rechten Baumgruppe, dann bei den einzelstehenden Bäumen links, die sich im Wind leicht hin und her bogen. Laut bellend rannte er übermütig zur Baumgruppe und auf den dahinterliegenden Hügel. Wie auch Atuan hatte Bero sein Ritual die Heimat zu begrüßen. Auf dem Hügel angekommen blieb er einige Augenblicke ruhig stehen. Wie es seine Art war schaute er sich erst eine Weile um, um sich dann, auf Atuan wartend, hinzusetzen. Der Vampir stand mittlerweile neben seinem Hund.
Bero richtete sich auf und blickte Atuan erwartungsvoll an. Noch immer sah sich dieser die Gegend an. Wie jeder Hund heulte Bero den Mond zu Begrüßung laut und lange an.
Der leichte Nieselregen, der schon während der letzten Kilometer ihres Heimmarsches eingesetzt hatte, störte weder Hund, noch Vampir. Ihre Shilouetten hoben sich deutlich von der Umgebung ab. Atuans schwarzer Ledermantel flatterte im Wind. Seine Hände hatte er tief in die Taschen vergraben.
Die Wunden, die er sich im letzten Kampf mit einem Werwolf zugezogen hatte, waren immer noch nicht verheilt. Er hatte damals nur verwundert auf die tiefe Wunde an seiner linken Hand geschaut. Es war ihm egal, wie alles andere auch; hatte er doch alles verloren, was er liebte. Noch bevor Atuan begriffen hatte was geschehen war, hatte ein Krieger der "Belle-De-Nuit" ihn zur Seite gestoßen und den Fleischfresser niedergestreckt.
Diese Schlacht war die erste große Bewährungsprobe für Atuan gewesen. Noch nie zuvor hatte er an einem Kampf teilgenommen, in dem sich mehr als 20 Feinde gegenüberstanden.
Eigentlich hatte er die Schlacht auch nicht gesucht und wollte auch nicht an ihr teilnehmen.
Doch dann war er von Vampiren gesehen worden. Was blieb ihm also anderes übrig als mit in die Schlacht zu ziehen? Feinde hat ein Vampir in diesen Tagen genug. Es wäre unklug gewesen, auch noch die eigene Rasse gegen sich aufzubringen.

Der Nebelschleier war inzwischen aufgerissen und gab den Blick auf den Himmel frei. Einzelne Punkte leuchteten und Atuan erinnerte sich an die Unterweisungen in Sternenkunde. Eine Ausbildung, die ihn damals völlig in ihren Bann zog. Atuan dachte nicht weiter darüber nach und blickte auf den Boden.
Er sah sich selbst in einer Pfütze. Er sah die schwarze schmale, viereckige Brille, die er seit seiner Verwandlung zum Vampir eigentlich nicht mehr brauchte. Die Gläser hatte er gegen orange-stichigen Kunststoff austauschen lassen, dessen Bezeichnung er immer wieder vergaß. Sie war für ihn nur noch ein Schmuckstück. Wie oft hatte er sie als Menschenkind verflucht. Seit seiner frühen Kindheit war er Brillenträger, fühlte sich ohne nackt und war eine Erinnerung an die Welt, aus der er kam. "Die Brille steht mir immer noch" murmelte er vor sich hin als er sie abnahm. In seinen blutroten Augen spiegelte sich der Mond. Der wunderbare Kontrast des Rot zum Weiß des Augapfels ließ ihn immer noch minutenlang in Spiegel sehen.
Er sah seine helle Haut, die für ihn immer noch etwas Befremdliches war. Er dachte wieder zurück an seine menschliche Tante, die ihn früher so gerne in die Wangen kniff mit der Bemerkung, wie gesund der Junge doch aussehe. 'Vorbei, alles vorbei' - die einzigen Gedanken, die Atuan an diese längst vergangene Zeit noch denken konnte.
Von der langen Heimreise waren die kurzen schwarzen Haare verschwitzt und der Dreck der Straße klebte in ihnen. Atuan sah mit seiner weißen Haut und den grau schimmernden Haaren wie ein alter Mann aus, einzig die Falten fehlten ihm. Der knöchellange lederne Mantel war wie meistens offen und gab den Blick auf seine Kleidung frei.
Ein aus Baumwolle gewebter dunkelbrauner Rollkragenpullover, von dem man nur den Kragen sah und eine dunkelbraune Hose kleideten ihn. Atuan sah in der sich kräuselnden Wasseroberfläche die Lederrüstung mit dem Wappen des Belle-De-Nuit-Clans. Nach wie vor empfand er Hochachtung vor dem Kürschner, der simple Lederstücke zu einer Komposition aus schlichter Eleganz, Effektivität und Praktikabilität zusammengefügt hatte.
Um die Hose schmiegte sich ein schwarzer Ledergürtel mit filligranen Blattmustern und wurde durch eine schlichte, aus poliertem Edelstahl gefertigte, Schnalle zusammengehalten. Die Hose selbst war aus Drillich gewebt. Ihre Farbe kannte er nicht. Er nannte es immer Dunkelgrau-Schwarz-Irgendwas.
Die hellbraune lederne Schwertscheide paßte sich in ihrer Schlichtheit der übrigen an. An der Öffnung hatte er einen Metallring anbringen lassen, um Schwert und Scheide besser handhaben zu können. Den breiten Schwertgurt mit seiner spiegelverkehrten Z-Wicklung hatte er locker gebunden, sodaß der Gurt nun schräg an seiner Taille verlief.
Schlicht, aber völlig verdreckt, waren auch die Stiefel. Sie reichten bis über die Knöchel, waren bequem und boten dem Fuß in kritischen Situationen einen perfekten Halt.

In Gedanken verloren merkte er nicht, wie Bero ihn immer wieder mit der Schnauze anstieß, bis dieser sich einfach in die Pfütze stellte. Atuan sah ihn an, lächelte, blickte wieder auf und sah für einige Augenblicke in die Ferne, aus der sie erst zurückgekehrt waren. Bero war mittlerweile nicht mehr auf dem Hügel, sondern trottete allein zum Haus. Jedes Mal, wenn Atuan seinen Hund sah, huschte ihm ein Lächeln über das Gesicht. Seit Jahren schon streiften sie gemeinsam durch die Wälder. Atuan hatte ihn gefunden als er noch ein Welpe war und ihn bei sich aufgenommen. Zwei gequälte Seelen sollten sich gegenseitig Trost spenden.
Mit einem heftigen Zucken erinnerte ihn seine Hand daran, daß er sich um die Wunde kümmern mußte. 'Wie gut, daß kaitaki mich weggestoßen hat' dachte er bei sich, 'ansonst wäre ich wohl einen Kopf kürzer.' Unweigerlich mußte er an das breite Grinsen von Slide denken, als dieser sah wie tumb er sich auf dem Schlachtfeld bewegt hatte.

Gedankenversunken betrat er das Haus und warf seinem Hund ein Stück saftiges Rindfleisch zu.
Vom Mondlicht hell erleuchtet sah er alles vor sich.
Der Kamin zur Linken, der Tisch mit den vier Stühlen in der Mitte, die Ablagen und Kommoden geradeaus und zur Rechten die in den Dachboden führende Holztreppe.
Leicht wie ein Vogel fühlte er sich, als er den schweren Tornister abgelegt hatte. Er zog den Ledermantel aus und warf ihn auf den Tisch. Mit seiner Waffe ging er pfleglicher um. Sie war sein ganzer Stolz. Er hatte lange dafür gearbeitet, um sich ein Hansui-Schwert leisten zu können.
Gut gepflegt hatte es ihm bisher immer hervorragende Dienste geleistet. Eigens dafür hatte er die Lederscheide in Auftrag gegeben. Als Einzelanfertigung hatte sie fast seine ganzen Goldersparnisse aufgebracht - gezahlt hatte er es aber gerne.

Wieder wurde er durch die Schmerzen aus seinen Gedanken gerissen und ging auf die Kommode zu, die ihm direkt gegenüber stand, öffnete die oberste Schublade und entnahm ihr die letzten beiden Lebensenergie-Tränke. Atuan hatte immer noch nicht genug Kraft in der linken Hand, um die Phiolen festzuhalten und klemmte daher eine nach der anderen in die Achselhöhle und öffnete sie mit der Rechten.
Erfrischend kühl rannen ihm die Tränke die Kehle hinunter. Bero lag inzwischen auf seiner Bastmatte neben der Tür und schlief friedlich. Atuan selbst wusch sich, stieg in den Dachboden, breitete eine Decke auf dem Stroh aus und ließ sich ins Stroh fallen. Schon als Kind hatte er das Rascheln und den Duft des Strohs gemocht und mußte wieder an frisch gemähte Wiesen seiner Heimat denken, an das frische Heu, das im Haus allgegenwärtig war. Er liebte die goldene Farbe noch immer noch. Erschöpft und zufrieden zugleich schlief er ein.

Wieder einmal träumte er - wie in letzter Zeit so oft. Wieder träumte er von Prats de Rei, seinem Dorf in Anoia - seiner katalanischen Heimat. Wieder träumte er von jenem verhängnisvollen Abend, an dem er auf dem Feld einen Unfall hatte, wie er einfach nur noch dalag und sich nicht regen konnte, wie seine Mutter ihn nach Stunden fand, wie sie jeden anhielt und anflehte ihrem Sohn zu helfen. Damals hatte er kein Zeitgefühl mehr. Er wußte nicht, ob nur Minuten, Stunden oder gar Tage verstrichen waren. Verschwommen hatte er gesehen, wie seine Mutter auf einen Mann einredete, wie sie ihn anflehte und vor ihm auf die Knie fiel, wie ablehnend der Mann ihr gegenüber war und wie er sich über ihn beugte. Noch bevor ihn eine wohlige Dunkelheit umfing hörte er wie aus einer anderen Sphäre „Este no es correcto ...“
Wieder träumte er davon, wie er im Haus des Ältesten aufgewacht war, wie dieser ihn anlächelte und ihn das Vampir-Leben lehrte, wie er das erste Mal Menschenblut trank, wie er mit sich und der Welt immer unzufriedener wurde, wie er aus dem Haus des Ältesten floh um einen Weg zu finden wieder ein Mensch zu werden. Mit den Jahren jedoch mußte er die Wirklichkeit akzeptieren - es gab keinen Weg zurück.

Vor den Menschen versteckte er sich. Die meisten Menschen glauben nicht mehr an Vampire und sind mit ihren Vampirjägern nicht die größte Bedrohung. Viel gefährlicher sind die Werwölfe, mit denen sich die Vampire seit Jahrtausenden einen blutigen und erbarmungslosen Krieg liefern. Mit der Zeit lernte Atuan auch ihnen aus dem Weg zu gehen und sich vor ihnen zu verstecken. Menschliche Siedlungen betrat er nicht mehr, die Gefahr dort auf einen Werwolf zu treffen war ihm zu groß. Lieber nahm er weite Umwege in Kauf. Menschenblut trank er nicht mehr und Tiere dienten ihm als Nahrung.
Auch in der Nacht der Schlacht hatte er nur einen Weg gesucht möglichst weit um Ferrieres einen Haken zu schlagen. Doch dieses eine Mal mußte er um sein Leben kämpfen. In dieser Nacht wurde ihm zum ersten Mal richtig bewußt, daß auch Vampire leben, daß die lieben und hassen, daß sie feiern und trauern.
Er entschied sich für das Leben und wollte es kosten, die Möglichkeiten nutzen, die er mit seinen Fähigkeiten hatte. Atuan verschloß sich nicht mehr vor der Welt, erst ab jetzt stand sie ihm wirklich offen. Durch den Schutz des Belle-De-Nuit-Clan wollte auch er seinem Schicksal in die Augen sehen und es auf sich nehmen.

Und wieder träumte er, welch verheerenden Ausgang die tobende Schlacht für die Vampire nahm, wie immer mehr der Werwolfs-Rudel eintrafen und wie die Übermacht des Gegners sie alle endgültig in den Tod zu reißen drohte. Träumte wieder davon, wie die verbliebenen Vampir-Clans versuchten standzuhalten, wie auch sie es ob der Hoffnungslosigkeit aufgeben mußten und sich zurückzogen. Wieder träumte er davon, daß er selbst während der Flucht alleine nicht überleben würde und wie er dann ein bekanntes Gesicht sah. Es war kaitaki gewesen, der Führer der Sektion 14 des Belle-De-Nuit-Clans. Die Sektion selbst war erst neu, noch klein und hatte dadurch keine Verluste erlitten. Wieder träumte er von Refuse, einer schönen Clan-Kriegerin, die er nicht für sich hatte gewinnen können und davon, daß er dem Clan Treue schwor, sich ihm Krieger anschloß und erste Unterweisungen durch einen Meister erhielt. Träumte davon, wie Bero auf dem Heimweg Wache hielt, wenn er schlief und wie er ihn verteidigt hatte un davon wie er das Rot seiner Augen in der Pfütze sich spiegeln sah.

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